Hörpfade Bergkirchen

Wer kennt sie, die unbekannten, aber interessanten Ecken eines Ortes? Geschichten, von denen vielleicht sonst niemand mehr weiß? Persönlichkeiten, die schon lange dort leben oder gelebt haben?

In Volkshochschulkursen lernen Sie, Ihre Geschichten medial zu erzählen und ganz persönliche, individuelle Audioguides zu produzieren. Journalisten des Bayerischen Rundfunks unterstützen die Kursteilnehmer bei ihren Interviews, Reportagen und Hörspielen.

Die Klingende Landkarte (bayernweit) erhalten Sie nach dem Anklicken dieses links. Im Folgenden finden Sie die Hörpfade der Gemeinde Bergkirchen.

Die Hörpfade entstehen in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk, der Stiftung Zuhören und dem Bayerischen Volkshochschulverband.

(1) Zwei Bergkirchnerinnen in Assisi

1934 machen die Blabschtn Mare und ihr Vater einen spontanen Ausflug nach Assisi und die 22-jährige beschließt: Sie möchte ins Kloster und sich den Klarissen-Kapuzinerinnen in Assisi anschließen. Ihre Mutter ist zunächst geschockt, lässt ihre 22-jährige Tochter aber dann doch ziehen. Später kommt auch ihre Cousine die Hacker Kathl zu Besuch nach Assisi und beschließt prompt zu bleiben – eine verzwickte Lage. In zahlreichen Briefen berichten die zwei Bergkirchner Bauernmadl über das Singen im Nachtchor und die bayerischen Knödl in Mittelitalien.

Sprecher: Anna Schwarz, Maria Schwarz, Walburga Schwarz, Anita Zacherl

Autorin: Anna Schwarz

(2) Die Kirchglocken

Das Geläut der Pfarrkirche Bergkirchen hat eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Wurde das heutige Gotteshaus zwischen 1730 und 1737 vom bekannten Baumeister Johann-Michael Fischer errichtet, so stammt der Kirchturm noch aus dem Jahr 1460 und wurde 1695 lediglich aufgestockt. Mit welchem Geläut der Turm zur damaligen Zeit ausgestattet war, ist nicht überliefert. Mehrmals mussten die Glocken des Turmes abgenommen und ersetzt werden. Im letzten Jahrhundert waren dafür die beiden Weltkriege ursächlich.

Sprecher: Hubert Eberl, Christian Nitsche, Michael Koch, Pfarrer Albert Hack

Autor: Hubert Eberl

(3) Ein Stück Afrika

Omar kommt aus dem Senegal, aber lebt seit 2013 in der Asylbewerberunterkunft in Gröbenried. Der 34-Jährige und seine zehn Mitbewohner sind aus ihrer Heimat geflüchtet, da viele gewaltbereite Rebellen im Osten des Senegals für Unabhängigkeit kämpfen. Die Senegalesen sind deswegen dankbar, dass sie in Gröbenried in Frieden leben können. Doch auch ihr Leben in Deutschland ist nicht immer einfach: Die neue Sprache, das Fremdsein, Gefühle der Nutzlosigkeit und natürlich auch das Heimweh machen Omar zu Schaffen.

Sprecherin und Sprecher: Anna Schwarz, Omar Badji, Roman Stern

Autorin: Anna Schwarz

(4) Urkundenunterzeichnung Bergkirchen

Im Jahre 814 wurde die Gemeinde Bergkirchen zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Anlässlich der 1200- Jahrfeier der Gemeinde führten Schüler der Grundschule Bergkirchen mehrere kurze Theaterstücke auf, die von Lehrern eigens dafür verfasst wurden. Umrahmt von einer Ballade, die dem „Wirtshaus im Spessart“ nachempfunden und umgedichtet wurde, handelt eins dieser Stücke von der Urkundenunterzeichnung. Als Grundlage der Geschehnisse diente die Chronik von Bergkirchen.

Sprecher: Antje Zeisler und folgende Schüler der Grundschule Bergkirchen: Luc Gevers, Robert Goeb, Tobias Braun, Vincent Portenlänger, Noah Kettner

Autorinnen: Gabriele Lallinger, Tina Rainer und Antje Zeisler

(5) Kontakt zum Untergrund

Eva Hönigschmid studierte 1939 an der LMU München und hat im Fechtunterricht die Medizinstudenten Alexander Schmorell und Christoph Probst kennengelernt. Sie freundete sich mit beiden an und pflegte vor allem mit Alexander Schmorell nach ihrem Studium intensiven Briefkontakt. 1942 schloss sich der Halbrusse Alexander Schmorell jedoch der Widerstandsgruppe ,,Weiße Rose“ an. Und brachte damit auch Eva Hönigschmid in ihrer Prager Wohnung in eine gefährliche Situation. Denn die Gestapo, die geheime Staatspolizei der Nazis, fahndete überall in München nach dem Widerstandskämpfer.

Sprecherinnen: Eva-Maria Hönigschmid, Anna Schwarz

Autorin: Anna Schwarz

(6) Die Pfarrkirche St. Johannes-Baptist

Schon von weitem strahlt die Pfarrkirche St. Johannes Baptist in elegantem weiß von ihrer Anhöhe aus über das ganze Dorf – Bergkirchen. Der Münchner Baumeister Johann Michael Fischer hat sie zwischen 1731 und 1733 im frühen Rokokostil erbaut. Seitdem bildet sie den Mittelpunkt des Ortes Bergkirchen, der 814 unter dem Namen ,,Percchiricha“ das erste Mal erwähnt wurde. Von der Kirche aus haben Besucher außerdem einen wunderbaren Blick auf die Münchner Schotterebene und können in den barocken Glanz der Pfarrkirche eintauchen.

Sprecherin und Autorin: Ingrid Scheingraber

(7) Die Renovierung der Pfarrkirche

1937 sollte das 200-jährige Bestehen der Bergkirchner Pfarrkirche von Baumeister Johann Michael Fischer gefeiert werden. Gerade ein Jahr übernahm der ehemalige Pfarrer von Puch bei Fürstenfeldbruck, Josef Oberlinner, die Pfarrei Bergkirchen. Er war mit dem baulichen Zustand der Kirche höchst unzufrieden und setzte sofort seine ganze Kraft dafür ein, die Bergkirchner für eine Renovierung der Pfarrkirche zu gewinnen. Über seine Pläne und den Ablauf der Renovierungsmaßnahmen führte er ein Tagebuch.

Sprecherin und Sprecher: Christian Nitsche, Hubert Eberl, Michael Koch

Autor: Hubert Eberl

(8) Der Kreuzweg in Lauterbach

Der Kreuzweg unter der 300-jährigen einreihigen Eichenallee im Norden der Filialkirche St. Jakobus gilt als einer der schönsten im Dachauer Landkreis. Er wurde etwa um 1850 aufgestellt und wurde vermutlich durch die Grafen der von Hundt'schen Familie gestiftet. In vierzehn Station geht’s von der Kreisstraße (Einmündung Prielerstraße) den Kirchberg hinauf. Die beiden letzten Stationen befinden sich an der Ost- und Südseite der Kirche. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Gemäldetafeln zum letzten Mal nachgemalt. Dies ging zurück auf ein Versprechen von Kriegsheimkehrern und Bäckermeister Schwank.

Sprecher: Franz Egger, Albert Hack, Maximilian Wallner

Autor: Franz Egger

(9) Das Lochner Marterl

Verlässt man das kleine Örtchen Bibereck über die Ortsverbindungsstraße nach Deutenhausen, so kommt man bald an einem kleinen Gehölz vorbei, an der eine Bank zum Verweilen einlädt. Ein wenig versteckt dahinter findet sich ein Feldkreuz, das Michael Lochner, dem ehemaligen Bauern des „Scharl-Hofes“ gewidmet ist.

Sprecher: Hubert Eberl, Christian Nitsche

Autor: Hubert Eberl

(10) Ausgrabungen in der Gada

Als das neue Gewerbegebiet an der Autobahn, kurz GADA genannt, erschlossen wurde, haben Archäologen mehrere antike Fundezu Tage gebracht: Darunter eine vorgeschichtliche Siedlung, eine römische Villa und ein Gräberfeld. Doch die Archäologen haben auch nach menschlichen Knochen gegraben und damit nahm so mancher Spuk in der Gemeinde seinen Anfang. Die Schüler der offenen Ganztagsschule haben dieses Thema aufgegriffen und zur 1200-Jahresfeier von Bergkirchen ein Theaterstück inszeniert.

Sprecher: Maria Taferner, Bianca Sachon, Georgios Papadopulus, Alessandro Cuorvo, Vivienne Floß, Sara-Letitia, Rothaug, Luisa Cuorvo

Autorin: Michaela Wendt

(11) Bau der Autobahn

Im Frühjahr 1935 wurden durch die Oberste Bauleitung in München mehrere Termine für Wegeverhandlungen zur geplanten Reichsautobahn München - Augsburg angesetzt. Die Autobahn, wie sie heute das Gemeindegebiet Bergkirchen durchschneidet, und deren ältere Überführungen sind Resultat dieser Wegeverhandlungen.

Autor: Hubert Eberl

Sprecher: Hubert Eberl, Christian Nitsche

(12) Eva Hönigschmid

Eva Hönigschmid aus Eisolzried hat in der Gemeinde Bergkirche eine Menge bewegt: Sie hat im Jahr 1973 die Gemeindebücherei gegründet und über 15 Jahre geleitet, im Kirchenchor gesungen und Gottesdienste mit der Orgel begleitet. Doch bevor sie sich in der Gemeinde so integrieren konnte, musste sie wegen des zweiten Weltkrieges viele Hürden nehmen und sogar aus ihrer alten Heimat Mähren im heutigen Tschechien fliehen.

Sprecher: Eva-Maria Hönigschmid, Anita Zacherl

Autorin: Anita Zacherl

(13) Hitlerjugend

Gemeinsam sporteln, zu feierlichen Anlässen marschieren, aber auch das Schießen üben - in der Hitlerjugend (HJ) wurden die 10 bis 14-jährigen Jungen im dritten Reich auf ihren späteren Einsatz im Militär vorbereitet. Josef Zacherl aus Bergkirchen kam 1933 als 10-jähriger zur Hitlerjugend und meldete sich danach als Freiwilliger für Hitlers Militär. Im Gegensatz zu vielen Gleichaltrigen überlebte er seinen Einsatz an der Ostfront.

Sprecherin und Sprecher: Anna Schwarz, Josef Zacherl

Autorin: Anna Schwarz

(14) Die 1000-jährige Eiche in Eisolzried

Als 1000-jährige Eiche ist der wuchtige Baum am Ortsende von Eisolzried im Volksmund bekannt. Allerdings ist das genaue Alter der ehemaligen Schlosseiche ungewiss und wird heute auf etwa 600 Jahre geschätzt. Außerdem versuchte ein Feuerteufel im Jahr 2003 den im Inneren hohlen Baum anzuzünden. In einem humorvollen Gespräch berichtet die zum Leben erweckte Eiche über ihre wechselvolle Geschichte und aufregende Erlebnisse.

Sprecherin und Sprecher: Anna Schwarz, Heidi Zacherl, Dennis Rohner

Autorinnen: Anna Schwarz, Heidi Zacherl

(15) Die Maisach

Die Maisach fließt in der Gemeinde Bergkirchen durch die Ortschaften Palsweis, Eisolzried, Bergkirchen und Günding. Der Flussname leitet sich vom althochdeutschen ,,Meisaha“ ab und wurde 853 das erste Mal erwähnt: ,,aha“ bedeutete damals Wasser, Wasserlauf, Fluss und ,,meisa“ die Meise. ,,Meisaha“ oder die heutige Maisach kann daher als ,,Meisenfluss“ übersetzt werden. Viele Kinder aus der Gemeinde Bergkirchen haben früher in der Maisach das Schwimmen gelernt und gerne gebadet - bis sich die Wasserqualität in den 70er Jahren enorm verschlechterte. Heute fließt aber wieder sehr sauberes Wasser durch die Gemeinde, so dass auch ein Naturbad in der Maisach denkbar wäre.

Sprecher: Roman Stern, Anita Zacherl

Autoren: Roman Stern, Anita Zacherl

(16) Hoftheater

Im Jahr 2015 feierte das Hoftheater Bergkirchen sein 10-jähriges Bestehen und ist seitdem zu einer festen Institution im Dachauer Landkreis geworden. Herbert Müller, selbst Regisseur und Schauspieler, hat das Theater im ehemaligen Kuhstall der Familie Weller in Bergkirchen gegründet. In einem Interview erzählt er über die positive Entwicklung und die Zukunft des Theaters.

Sprecherin und Sprecher: Anna Schwarz, Herbert Müller

Autorin: Anna Schwarz

(17) Das erste Telefon

Im Jahr 1909 hielt eine aufregende technische Neuerung in Bergkirchen Einzug. In der Posthilfestelle wurde der erste Telefonanschluss Bergkirchens installiert. Josefine Hartlmaier, Ehefrau des damaligen Hauptlehrers und Sachwalterin der Posthilfestelle beschrieb das in ihren späteren Lebenserinnerungen.

Sprecher: Hubert Eberl, Christian Nitsche, Gabi Märkl, Angelika Eberl

Autor: Hubert Eberl

(18) Die Wasserversorgung in Bergkirchen

Schon vor dem 1. Weltkrieg wurde in Bergkirchen an einer zentralen Wasserversorgung geplant. Die Idee dazu kam nicht von den Vertretern der Gemeinde, sondern der von den örtlichen Geistlichen, die die hygienischen Probleme, die die alten Hausbrunnen verursachten, schon früh erkannt hatten.

Frau Dr. Edeltraud Pöhlmann erinnert sich in einem Zeitzeugengespräch aus dem Jahr 2004, wie umständlich es war, bei der Praxiseröffnung 1949 in Bergkirchen an sauberes Wasser zu gelangen.

Sprecherinnen und Sprecher: Hubert Eberl, Christian Nitsche, Michael Koch, Altbürgermeister Hubert Huber, Dr. Edeltraud Pöhlmann (+2012)

Autor: Hubert Eberl

(19) Die Luftschutzstollen von Bergkirchen

Die Familie von Günter Darpe hat ursprünglich in Münster/Westfalen gelebt, fand aber von 1943 bis 1945 Zuflucht auf dem Bruckerhof in Bergkirchen. An Vieles von dem damals Erlebten erinnert sich Günter Darpe, damals zwischen 8 und 10 Jahre alt, noch heute. Recht ausführlich beschreibt er die Luftschutzkeller, die Simon Zacherl (alter Hausname „Stenzl“) in mühsamer Handarbeit schon vor den Kriegsjahren in den Kirchberg gegraben hatte. Bild (Quelle: Hubert Eberl): Eingänge zum früheren Luftschutzkeller

Sprecher: Hubert Eberl, Günter Darpe

Autoren: Günter Darpe, Hubert Eberl

(20) Kriegsende in Bergkirchen

Für Bergkirchen war am Sonntag, 29. April, mit dem Einmarsch der Amerikanischen Streitkräfte der Krieg zu Ende. Darüber gibt es Zeitzeugenberichte, die auch in der 2014 veröffentlichten Ortschronik Bergkirchens Eingang fanden. Einer davon stammt von Michael Krotzer, der seit 1939 in Bergkirchen lebte.

Auch Michael Krotzer wurde zum Kriegsdienst eingezogen. Das Schicksal wollte es, dass sich seine in Auflösung befindliche Einheit nach der missglückten Ardennenoffensive immer mehr Richtung Osten zurückziehen musste. Nahe Aichach konnte er sich nach Bergkirchen absetzen. Am Samstag, 28. April, kam er abends am Plabsthof an, einem Hof, der sich im etwas nördlich von Bergkirchen gelegenen Ortsteil Facha befindet. Dort fand er Aufnahme und schrieb darüber in seinen Lebenserinnerungen.

Sprecher: Hubert Eberl, Christian Nitsche, Michael Koch;

Autor: Hubert Eberl

Foto: Kanzel der Bergkirchner Pfarrkirche mit Granatsplitter, mit Erlaubnis von Gerhard Hartl

(21) Die Silberpappel in Lauterbach

Über 150 Jahre thronte die mächtige unter Naturschutz stehende und deutschlandweit bekannte Silberpappel auf dem Lauterbacher Friedhof. Sie prägte das Ortsbild von Lauterbach und wurde regelmäßig von Schulklassen, Naturfreunden und Ornithologen besucht und bewundert.

Leider war die Pappel in die Jahre gekommen. Wind und Wetter sowie der sogenannte Schwefelporling, ein holzzerstörender Baumpilz, hatten ihr im Laufe der Jahrzehnte schwer zugesetzt. Die Verkehrssicherheit am Friedhof war nicht mehr gewährleistet.

Das fast 30 Meter hohe Naturdenkmal wurde aus dem Naturschutz genommen und musste im Februar 2016 gefällt werden. Damit ist Lauterbach um eines seiner Naturdenkmäler ärmer. Aber derzeit gibt es dort noch etwa 30 naturgeschützte Bäume.

Sprecher/innen: Franz Egger, Albert Hack, Fine Hadamik, Sybille Hein, Roman und Sabine Stern

Autor: Franz Egger

Der Bruckerhof um 1930

(22) Das Leben auf dem Bruckerhof

Die Familie von Günter Darpe hat ursprünglich in Münster/Westfalen gelebt, fand aber von 1943 bis 1945 Zuflucht im Bruckerhof in Bergkirchen. Nach einem Schlaganfall und einem Treppensturz war die Großmutter ab der Hüfte abwärts gelähmt und sollte in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden. Die Verfügung des Amtsarztes lag bereits vor. Es war aber damals schon bekannt, dass Patienten, die dort einsaßen, mitunter recht kurzfristig, eines „normalen Todes“ starben. Zurückgekommen war hier noch niemand. Verzweifelt suchte die Familie nach Auswegen. In der Folge war es notwendig, Münster zu verlassen, um dem Risiko der Einweisung in die Klinik zu entgehen. Das Schicksal sollte Günter Darpe, Mutter Emilie (alleinerziehend) und Großmutter Gertrud für die letzten Kriegsjahre nach Bergkirchen verschlagen. An diese Zeit erinnert sich Günter Darpe.

Sprecher: Hubert Eberl, Günter Darpe

Autoren: Günter Darpe, Hubert Eberl, Quellen: Eigene Recherchen, Lebenserinnerungen von Günter Darpe (Die Bergkirchner Zeit)

(23) Erinnerung an die Schulzeit 1942 - 1945

Wer in Bergkirchen bis 1960 zur Schule ging, der kam unweigerlich in Kontakt mit der der Lehrerfamilie Ritter. Hauptlehrer Johann Ritter war den Bergkirchnern kein Unbekannter mehr, als er 1924 die Schulleitung übernahm. Sein Vater war sein unmittelbarer Vorgänger. Während der Kriegsjahre half auch seine Frau Anna im Schuldienst aus. Der damalige Unterrichtsstil, nicht nur in Bergkirchen, unterschied sich erheblich vom heutigen. Körperliche Züchtigung war an der Tagesordnung. Ab dem Jahr 1933 war der Unterricht auch geprägt von der NS-Ideologie. Der damals 8-jährige Günter Darpe, der von 1943 bis 1945 mit Mutter und Großmutter auf dem Bruckerhof gelebt hat, erinnert sich an diese Zeit in der Schule.

Sprecher: Hubert Eberl, Günter Darpe

Autoren: Günter Darpe, Hubert Eberl

(24) Der letzte Schäffler von Bergkirchen

Bis heute ist in Bergkirchen der Hausname Schaffler noch bekannt, auch wenn es das ursprüngliche Anwesen so nicht mehr gibt. Der Begriff Schäffler oder Schaffler geht auf das Wort Schaffen oder auch Scheffel zurück. Derjenige, der Schaffen, Fässer oder Ähnliches herstellt, ist dann der Schäffler oder Schaffler. Der letzte Schäffler in Bergkirchen war Marzell Frank. Er hat in Bergkirchen nicht nur wegen seines Berufes Spuren hinterlassen.

Autor: Hubert Eberl

Lektoren: Gabi Märkl, Christian Nitsche, Michael Koch

(25) Der Bildstock in Eisolzried

Als im Jahr 1914 der Weltkrieg ausbrach, wurde auch der Bauernsohn Thomas Hartmann aus Eisolzried eingezogen und kam mit dem 16. Bayer. Reserve-Infanterie-Regiment an die Westfront. Sein Regiment wurde in Flandern am 31. Oktober 1914 fast vollkommen aufgerieben. Auch Thomas Hartmann wurde durch Kopfschuss schwerst verwundet und am 2. November in ein Lazarett nach Aachen verlegt. Die Hoffnung auf eine Genesung war sehr gering. Thomas Hartmann suchte Zuflucht bei der Muttergottes von Altötting und gelobte, wenn er wieder gesund werden würde, ein Denkmal zu Ehren „Unserer lieben Frau von Altötting“ zu errichten.

Sprecher: Hubert Eberl, Christian Nitsche, Michael Koch

Autor: Hubert Eberl

Quellen: Eigene Recherchen, Amperbote vom Mai 1931

Schule um 1910

(26) Die Bergkirchner Schule

Im Verhältnis zu anderen Orten ist von der allmählichen Entwicklung der Schule Bergkirchens viel in alten Dokumenten überliefert. Im Ordinariatsarchiv ist aus dem Jahre 1560 folgender Satz zu finden: „Bergkirchen hat khain Schuel.“ 1704 schreibt der schaffensfreudige Pfarrer Georg Scheffler: „Er wolle nunmehr den ruinierten Pfarrhof zu einem Schulhaus applizieren.“ Der Schulbesuch blieb noch lange Zeit gering. Im Jahre 1770 besuchten den täglich über das ganze Jahr stattfindenden Unterricht von den über hundert Kindern der Pfarrei im schulfähigen Alter nur 16 aus insgesamt neun Familien. Die übrigen Kinder blieben angeblich we¬gen Armut der Schule fern. Kontinuierlich entwickelte sich das Schulwesen, das damals unter kirchlicher Hoheit stand, immer weiter. Erst 1802 wurde in Bayern die staatliche Schulpflicht eingeführt.

Lektoren: Gabi Märkl, Hubert Eberl, Christian Nitsche, Michael Koch

(27) Die Grotte von Kreuzholzhausen

Die im Jahre 1888 von Herrn Pfarrer Feller in Kreuzholzhausen erbaute Lourdesgrotte, die über einer Quelle errichtet worden war, der Heilkräfte zugesprochen wurden, verlor an Bedeutung, nachdem die Quelle versiegt war. Sie wurde vernachlässigt und war damit dem Verfall anheim gegeben. Gegen Ende des 2. Weltkrieges regte Mathias Schmid aus Kreuzholzhausen in einem sorgenvollen Brief an, nach glücklicher Heimkehr vom Krieg, die Grotte zu erneuern. Diesen Gedanken machten sich nach Kriegsende die Kutscherbauer-Bürgermeisterseheleute Johann und Maria Haas zu eigen und brachten den Wunsch des in Kriegsgefangenschaft gestorbenen Mathias Schmid zur Ausführung.

Sprecher: Maria Dreiucker, Christian Nitsche, Michael Koch, Hubert Eberl

Autor: Hubert Eberl

(28) Tieffliegerangriff in Eisolzried

1943 musste der damals 8-jährige Günter Darpe mit Mutter und querschnittgelähmter Großmutter das heimische Münsterland verlassen. Sie fanden Zuflucht auf dem Bruckerhof in Bergkirchen. Dort waren sie sofort integriert, mussten aber natürlich auch auf dem Hof mitarbeiten. Die damaligen Lebensverhältnisse waren geprägt von der Kriegszeit, die auch bei Kindern deutliche Spuren und Erinnerungen hinterlassen haben. Besonders gut erinnern kann sich Günter Darpe an eine „Begegnung“ mit einem Tiefflieger im Jahr 1944.

Sprecher: Hubert Eberl, Günter Darpe

Autoren: Günter Darpe, Hubert Eberl, Quellen: Eigene Recherchen und Aufnahmen, Lebenserinnerungen von Günter Darpe (Die Bergkirchner Zeit)

(29) Die St.-Anna-Hand in der St.-Augustinus-Kirche in Feldgeding

Die Kirche St. Augustinus steht im südöstlichen Bereich Feldgedings und ist eine Filiale der Pfarrei Bergkirchen. In einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 842 taucht erstmals der Name als Feldcundingon (bei den Leuten des Cundo an einer waldfreien Fläche) auf. Das diente wohl der Unterscheidung zum damaligen Ort Günding (Gundinga). Die heutige Kirche wurde in gotischer Zeit errichtet. Der Turm könnte von 1477 stammen, das Kirchenschiff wurde bald danach, 1561, gebaut. Nach schwerer Brandschatzung durch die Schweden im 30jährigen Krieg hat man die Kirche 1671/73 renoviert und im Laufe der folgenden Jahre innen mit einer neuen Einrichtung im barocken Stil ausgestattet. Interessant ist der mehrfache Wechsel des Patronats zwischen St. Anna und St. Augustinus. Heute ist St. Anna die zweite Patronin der Kirche. Eine Reliquie, die „Annahand“ wird in einer in einer Nische auf der Langhausnordseite aufbewahrt.

Autor: Hubert Eberl

Sprecher: Inge Bortenschlager, Hubert Eberl, Christian Nitsche

                                            (30) Das Leobschützer Kreuz in Bergkirchen

Schon 1946 errichteten heimatvertriebene Oberschlesier aus Leobschütz auf dem Kirchenfriedhof in Bergkirchen ein Kreuz, das den Toten der Heimat gewidmet worden ist.

Unterstützung fanden sie dabei von dem renommierten schlesischen Bildhauer Paul Ondrusch (1875-1953). Ondrusch hatte an der Kunstakademie in München studiert. Ihm wurde nach Ende seines Studiums eine Professur in München angeboten. Trotzdem kehrte er als bodenständiger und sehr gläubiger Katholik in die väterliche Werkstatt nach Leobschütz zurück. In seiner schlesischen Heimat wurde er zu einem bekannten und gefragten Künstler. 1949 erhielt das Kreuz mit dem Christuskopf die heutige Form und wurde zum Heimatkreuz der Leobschützer. Über lange Jahre hinweg feierten die Leobschützer in Bergkirchen den St.-Anna-Tag (Hl. Anna ist Landespatronin Oberschlesiens) und gedachten hier ihrer Heimat u.a. mit dem Anstimmen des St. Annaliedes. Bergkirchen mag sie dabei an den St.-Anna-Berg erinnert haben, den wichtigsten Wallfahrtsort Oberschlesiens.

Autor: Hubert Eberl

Sprecher: Hubert Eberl, Gerda Grossek, Christian Nitsche

Musik: Weinlandchor aus St. Anna am Aigen (Steiermark) unter Leitung von Frau Andrea Kainz

                                            (31) Palsweis

Der Ort Palsweis wurde erstmals 1172 als Paldenneswis (Dorf des Paldo) erwähnt. Bis zur Gebietsreform im Jahr 1978 bildete Palsweis mit den Orten Deutenhausen und Eisolzried eine eigene politische Gemeinde. Seither ist Palsweis ein Ortsteil von Bergkirchen. Eine Kirche wird in der Konradinischen Matrikel von 1315 unter dem Ortsnamen "Pallenswis" beschrieben. Sie war damals eine Filiale der Pfarrei Einsbach, heute gehört sie zur Pfarrei Bergkirchen. Sie gilt zu Recht als schönes Beispiel einer romanischen Dorfkirche im Dachauer Land. Und was hat Palsweis sonst noch zu bieten?

Autorin: Anita Zacherl

Sprecher: Hans Dahmen, Maria Papadopoulou, Gabi Plüschke, Anita Zacherl

(32) Die Hebammen von Bergkirchen - Barbara und Katharina Frank

Wenn in Bergkirchen und Umgebung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Hebamme gebraucht wurde, dann hat man die Schafflerin geholt. Die Schafflerin, das war sowohl Barbara Frank (+1919) als auch deren Schwiegertochter Katharina (+1940). Beide waren als Hebammen tätig. Sie waren die Ehefrauen der Schafflermeister von Bergkirchen. Hausgeburten waren zu jener Zeit die Regel. Erst nach dem 2. Weltkrieg vertrauten sich die Bergkirchner Bäuerinnen mehr und mehr Krankenhäusern an.

Autor: Hubert Eberl

Sprecher: Hubert Eberl, Christian Nitsche


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